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Passagierrekord und Güterkollaps: Österreichs Schienenverkehr am Scheideweg

Neuerlich Rekorde im Personenverkehr, Herausforderungen im Güterverkehr. Unter dieser Überschrift stellte die Eisenbahn-Regulierungsbehörde Schienen-Control ihren Jahresbericht für 2023 vor. Noch nie zuvor wurden so viele Züge und Verbindungen im Personenverkehr angeboten, nämlich 132,1 Millionen Zugkilometer im österreichischen Schienennetz. Im Güterverkehr zeichnet sich ein gegenteiliges Bild. 

Ausschlaggebend für die Verbesserung im Personenverkehr waren unter anderem neu aufgenommene Fern- bzw. Nachtverkehrsverbindungen. Dass mehr Angebot auch mehr Nachfrage schafft, zeigt sich auch hier: Insgesamt wurden mehr als 328 Millionen Fahrgäste von Österreichs Eisenbahnunternehmen befördert. Der Anstieg bei den Reisenden betrug im Vergleich zum Jahr 2022 mehr als elf Prozent und führte zu einem Allzeithoch. Die Fahrgäste legten 14,5 Milliarden Personenkilometer zurück. Im Durchschnitt waren sie 44,3 Kilometer im österreichischen Schienennetz unterwegs – ebenfalls ein Rekordwert. Dieser erfreuliche Anstieg sei unter anderem durch hohe Treibstoffpreise, erweiterte Parkraumbewirtschaftung in den Ballungszentren und die Einführung des Klimatickets begünstigt worden.

Weniger rosig ist dagegen die Situation im Güterverkehr. Unsere Bahnen haben darauf schon wiederholt hingewiesen. Hier kam es 2023 zu einem Rückgang von mehr als fünf Prozent. Neben der geringeren Industrieproduktion und hohen Energiepreisen erschwerten laut Schienen-Control zusätzlich noch Streckensperren und Personalprobleme die Situation des Schienengüterverkehrs.

Was sind die Lehren aus diesem Bericht? Der positiven Entwicklung bei den Fahrgastzahlen, steht ein Mangel an Personal und Rollmaterial gegenüber. Österreichs Eisenbahner*innen sind am Limit! Das hat sich im Frühjahr 2024 eindrucksvoll im Wiener Schnellbahnnetz gezeigt. Hier muss schleunigst nachgebessert werden, denn überfüllte oder ausgefallene Züge sind eine Zumutung – sowohl für die Fahrgäste als auch die Eisenbahner:innen. Denn wenn das Vertrauen in das Verkehrssystem Bahn verloren geht, wird aus dem Rekord ein Strohfeuer.

Der Schienengüterverkehr steht tatsächlich kurz vor dem Kollaps. Beim Konkurrenten Lkw muss endlich für gerechte Bedingungen und fairen Wettbewerb mit der Bahn gesorgt werden! Das heißt: Bessere Arbeitsbedingungen für die Lenker, keine Steuersubventionen mehr, strengere Kontrollen bei Ladung, Geschwindigkeit und Entlohnung, sowie Erhöhung und Ausweitung der Lkw-Maut.

Der Bericht der Schienen-Control ist hier abrufbar.

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